„Mit Ansage in die Katastrophe!“ – Hamburgs Ärzte protestieren weiter für eine gute Patientenversorgung
Der Protest geht in die nächste Runde. Unter dem Slogan `Diese Gesundheitspolitik macht krank´ warnen Hamburgs Vertragsärztinnen und -ärzte und Vertragspsychotherapeutinnen und -psychotherapeuten vor einer weiteren Verschlechterung der ambulanten Patientenversorgung – und informieren ihre Patientinnen und Patienten mit Flyern und Postkaten im Wartezimmer. Im Fokus der Kritik steht die Gesundheitspolitik der Bundesregierung, die zu verkürzten Sprechzeiten, längeren Wartezeiten, Aufnahmestopps und Praxisschließungen führt.
Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender der Vertreterversammlung der KV Hamburg: „Wir steuern mit Ansage in die Katastrophe. Wir warnen seit Jahren vor einem drohenden Ärztemangel; wir fordern seit Jahren die volle Bezahlung aller Leistungen. Was tut die Politik? Sie tut nichts. Schlimmer noch: Sie nimmt die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit ihren Problemen gar nicht wahr – mit fatalen Folgen: Da es inzwischen viel zu wenig Ärztinnen und Ärzte und Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten gibt, werden die Auswirkungen dieser Entwicklung für die Patientinnen und Patienten noch viel deutlicher zu spüren sein.“
Dr. Andreas Bollkämper, niedergelassener Facharzt für Radiologie in Hamburg: „Während die Krankenhäuser sich großzügiger Unterstützungspakete durch die Politik erfreuen, gehen die Praxen komplett leer aus: Kein Inflationsausgleich, keine staatliche Unterstützung bei massiv steigenden Energie- und Personalkosten; den Praxen werden sogar noch Mittel entzogen. Das muss zwangsläufig zu Leistungskürzungen führen. Die Bundesregierung setzt die Praxen unter massiven Druck – und nimmt die Verschlechterung der Versorgung für unsere Patientinnen und Patienten billigend in Kauf.“
Dr. Claudia Haupt, niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Hamburg: „Die sehr hohe Belastung der kinderärztlichen Versorgung in Hamburg hat mehrere Ursachen; eine wesentliche ist die chronische Unterfinanzierung des Systems. Wir erhalten einen großen Teil unserer Leistungen von den Kassen nicht bezahlt. Das so wichtige Vorhaben der Bundesregierung, Haus- und Kinderärzte zu entbudgetieren, ihnen also alle Leistungen künftig voll zu vergüten, steht zwar im Koalitionsvertrag, wird aber definitiv nicht umgesetzt. Daher fordern wir mehr Ärztinnen und Ärzte und endlich die volle Bezahlung aller Leistungen.“
Dr. Silke Lüder, niedergelassene Hausärztin in Hamburg: „Ebenso belastet wie die Kinderarztpraxen sind derzeit aufgrund der herrschenden Infektwellen auch die Hausarztpraxen. Wo werden die vielen Millionen Einwohner, die augenblicklich krank sind, behandelt? In den Kliniken? Nein, die behandeln wir Hausärztinnen und Hausärzte, die außerdem den ganzen ambulanten Notdienst stemmen und in den diversen Notfallpraxen und im fahrenden Notdienst nachts und am Wochenende Dienst schieben. Die Anzahl der Notfallpraxen ist mittlerweile auf acht angewachsen; der Großteil der Kosten wird hierfür von den Niedergelassenen allein getragen. Das alles kann in diesem Umfang künftig nur noch geleistet werden, wenn die ambulante Versorgung korrekt finanziert wird.
John Afful, Vorstandsvorsitzender der KV Hamburg, sagte: „Die Bundesregierung lässt die Praxen allein mit der Aufgabe, die Quadratur des Kreises zu vollbringen: Steigender Kostendruck und hohe Budgetierung auf der einen, steigende Patientenzahlen auf der anderen Seite. Wir brauchen dringend mehr Ärztinnen und Ärzte, daher muss das Budget weg. Oder wir werden unser Gesundheitssystem – so wie wir es kannten – bald nicht mehr wiedererkennen.“
Informationen zur Protest-Kampagne sowie das Kampagnen-Material sind auf der Website www.lauterbach-saugt-praxen-aus.de einsehbar.