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20.02.2025

KVen appellieren an das Bundesgesundheitsministerium: ePA-Testphase benötigt mehr Zeit vor bundesweitem Start

München/Hamburg/Düsseldorf/Dortmund: Die Kassenärztlichen Vereinigungen Bayerns, Hamburg, Nordrhein und Westfalen-Lippe fordern vom Bundesgesundheitsministerium, den Zeitplan für den Rollout der ePA zu strecken und deutlich mehr Zeit für Funktions- und Lasttests einzuräumen. Aktuell ist die Nutzbarkeit für die Praxen im ärztlichen Alltag noch völlig unzureichend sichergestellt. Die Pilotphase zur Einführung der ePA, die am 15. Januar 2025 startete, läuft nach fünf Wochen immer noch nicht vollumfänglich. In den Testregionen in Franken, Hamburg und Teilen Nordrhein-Westfalens berichten die rund 300 teilnehmenden Praxen weiterhin von fehlenden technischen Voraussetzungen oder Komplikationen, die ein wirksames Testen der ePA verhindern.

Mit Blick auf die neueste Ankündigung der gematik, wonach eine Prüfung für den bundesweiten Rollout schon Mitte März geplant sei und bei positiven Erfahrungen in den Modellregionen eine bundesweite Einführung der ePA für alle bereits ab April möglich wäre, appellieren die KVen Bayerns, Hamburg, Nordrhein und Westfalen-Lippe an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, ausreichend Zeit für umfassende Testszenarien in den Modellregionen und im restlichen Bundesgebiet einzuräumen. Das vorgesehene Zeitfenster von zwei Wochen, um die wichtigsten festgestellten technischen Probleme zu beseitigen, ist deutlich zu knapp bemessen. Ein zu früher Zwang zur bundesweiten Nutzung würde die Qualität der Software, die Sicherheit der Akten und die Akzeptanz der Bevölkerung für die ePA massiv gefährden.

„Wir sehen durchaus Potenzial darin, dass eine datensichere und datenschutzkonforme elektronische Patientenakte mittel- bis langfristig einen Mehrwert in der Versorgung der Patienten leisten kann. Grundvoraussetzung hierfür ist allerdings eine ausgereifte, fehlerfreie und hochsichere Akte, deren Bedienung in den Softwaresystemen der Ärzte und Psychotherapeuten einfach und praxistauglich ist. Ein übereiltes Ausrollen der ePA führt zu Frust in den Praxen und aufgrund unerfüllter Erwartungen zu Verärgerung bei den Versicherten. Im schlimmsten Fall lehnen Praxen und Patienten die ePA dann einhellig ab“, so der Vorstand der KV Bayerns - Dr. Christian Pfeiffer, Dr. Peter Heinz und Dr. Claudia Ritter-Rupp.

Caroline Roos, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV Hamburg ergänzt: „Bei einer Anwendung in der Dimension der ePA ist es fatal, den deutschlandweiten Rollout auf Basis vereinzelter Erfahrungen und nur fragmenthafter Testung zu starten. Es ist Stand heute nicht davon auszugehen, dass bis Mitte März tatsächlich annähernd umfassende Testungen und Testszenarien durchgeführt und ermittelte Fehler, Schwächen und Sicherheitsdefizite abgestellt sein werden. Vor diesem Hintergrund und nach der Zusage des BMG und der gematik, dass die ePA erst nach positiver Testung und Behebung der Sicherheitsmaßnahmen bundesweit ausgerollt wird, ist nicht nachzuvollziehen, dass ein möglicher Rollout zum 1. April 2025 überhaupt in Erwägung gezogen wird. Es ist unbedingt notwendig, die Testphase zu verlängern und die Testung auf weitere Teilnehmende und Testszenarien auszuweiten, schließlich sollte die Anwendung, wenn es losgeht, in der Praxis funktionieren, damit nicht wertvolle Patientenzeit in der Versorgung verloren geht. Software-Herstellern, Praxen und allen weiteren beteiligten Institutionen sollte hierfür die nötige Vorbereitungszeit eingeräumt werden.“

Der Vorstand der KV Nordrhein, Dr. Frank Bergmann, fordert klare Qualitätsvorgaben: „Der entscheidende Faktor für den Startschuss zur bundesweiten Nutzung der ePA sollte kein dogmatisch festgelegtes Datum sein, sondern an Qualitätsmerkmalen festgemacht werden, die im Rahmen der Testphase zu erbringen sind. Wir vermissen einen Katalog von, mit der Vertragsärzteschaft konsentierten, Abnahmebedingungen, die die Systeme im Rahmen der Testungen erfüllen und nachweisen müssen. Die letzten fünf Wochen waren ernüchternd und drehten sich leider ausschließlich um die rein technische Machbarkeit. Sie blieben praktisch ohne Testergebnisse für den eigentlichen Behandlungskontext in der Praxis, um den es ja eigentlich gehen sollte. Eines ist klar: es braucht mehr Zeit. Ich danke unseren eingeschriebenen Mitgliederpraxen, die mit großem Engagement trotz dieser schwierigen, die Praxisabläufe störenden Erfahrungen weitermachen und uns so wertvolles Feedback geben. Das ist keinesfalls selbstverständlich.“

Dr. Volker Schrage, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVWL, zieht nach fünf Wochen eine differenzierte Zwischenbilanz: „Zum Start der Pilotphase konnten in Westfalen-Lippe nur wenige der teilnehmenden Praxen die elektronische Patientenakte befüllen. Die Ursachen hierfür waren vielschichtig. So gab es beispielsweise Herausforderungen beim Zugriff auf die entsprechenden Aktensysteme. Mal mussten hier die Hersteller der Praxisverwaltungssysteme nachbessern, mal die Softwareunternehmen der Aktensysteme. Einige Praxisteams kämpfen derzeit auch noch mit der E-Medikationsliste. Zum Teil werden die Daten gar nicht oder nur unvollständig übertragen. Auch der erhöhte Beratungsbedarf im Arzt-Patienten-Verhältnis darf nicht unterschätzt werden. Wir sind froh, dass die Schwierigkeiten jetzt auftreten, denn exakt dafür ist die Pilotphase gedacht. Wir wollen die technischen und organisatorischen Probleme klar identifizieren, damit diese vor einem bundesweiten Rollout beseitigt werden. Fakt ist aber auch: Für eine fundierte Bewertung müssen wir weitere Erfahrungswerte sammeln und benötigen mehr Zeit – insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Erprobungsszenario noch nicht zu einhundert Prozent läuft. So können in Westfalen-Lippe ein Drittel der Pilotpraxen die ePA noch überhaupt nicht testen, weil sie bislang nicht über das neue ePA-Modul verfügen.“

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