Groteske Vorwürfe: Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte erfüllen trotz aller Widrigkeiten ihren Sicherstellungsauftrag
Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) weist die Vorwürfe von Asklepios an die Adresse der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit Nachdruck als weltfremd und unsinnig zurück. Der Klinikkonzern hatte mehr Einsatz der Niedergelassenen in den Praxen und in der Notfallversorgung gefordert, um die Überlastung der Krankenhäuser zu verhindern. Beispielsweise hatte Asklepios die Forderung erhoben, dass der Rettungsdienst auch die Notfallpraxen der KV oder Medizinische Versorgungszentren der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte anfahren sollte.
„Wer vom Rettungsdienst mitgenommen wird, ist kein Fall für die ambulante Versorgung, sondern für das Krankenhaus“, sagt der Vorsitzende der KVH, John Afful. „Der Asklepios-Konzern soll bitte seine ureigenen Aufgaben selbst erfüllen und nicht versuchen, diese auf andere abzuwälzen. Der Einrichtung einer Task Force stehe die KVH sehr positiv gegenüber: „Gegenseitige Vorwürfe bringen uns nicht weiter“, so Afful, dennoch müsse man die Anschuldigungen des Klinikkonzerns richtigstellen.
„Die Behauptung von Asklepios, dass die Krankenhäuser die aktuelle Ausnahmesituation überwiegend alleine stemmen würden, ist an Absurdität kaum zu überbieten. Die Praxen der Haus- und Kinderärzte und vieler Fachärzte sind derzeit überfüllt, die Praxisteams am Limit“, so Afful. „Die Praxen versorgen viel mehr Fälle als in vergangenen Jahren. Außerdem haben wir die Notfallversorgung außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut: Wir betreiben inzwischen acht Notfallpraxen – die meisten davon an Krankenhäusern. Auch der fahrende Notfalldienst wird verstärkt, immer mehr Autos sind auf der Straße.“ Den Großteil der hierdurch entstehenden Kosten übernehmen die Niedergelassenen im Übrigen selbst.
„Die Niedergelassenen kommen trotz aller Widrigkeiten ihrem Sicherstellungsauftrag nach. Im Gegensatz zu den Krankenhäusern erhält das ambulante System dabei keinerlei Unterstützungspakete“, sagt Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender der Vertreterversammlung der KVH und niedergelassener HNO-Arzt in Hamburg. „Und wir können uns auch nicht einfach von der Versorgung abmelden, so wie es die Krankenhäuser im Rettungsdienst gern tun. Die Vorwürfe von Asklepios sind wirklich grotesk.“ Heinrich sieht vor allem auch strukturelle Ursachen für die derzeitige Misere: „Wir sehen eine Entwicklung, die uns zeigt, dass die Gesundheitspolitik der Bundesregierung der absolut falsche Weg ist. Seit Jahren weisen wir auf einen Ärztemangel hin. Außerdem fordern wir seit Jahren die volle Vergütung aller erbrachten Leistungen. So lange die Politik diese Kernprobleme nicht abschafft, wird sich die Situation verschärfen. Das was wir jetzt erleben, ist erst der Anfang.“