Pressemitteilung: Ärzte und Psychotherapeuten verabschieden Forderungskatalog – Politik muss jetzt handeln!
KV Hamburg beteiligt sich an Aktion „PraxenKollaps – Praxis weg. Gesundheit weg!“
Die ambulante Versorgung steht auf dem Spiel, die Praxen stehen vor dem Kollaps: Unter diesem Motto stand die Krisensitzung der bundesweiten Ärzte- und Psychotherapeutenschaft am vergangenen Freitag in Berlin. Auch aus Hamburg waren zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter angereist. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, John Afful, wandte sich an die über 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und erklärte: „Die Versorgung wird durch die Politik kaputtgespart. Doch statt sich für gute gemeinsame Lösungen einzusetzen und eine solide Finanzierung der Arbeit in den Praxen zu gewährleisten, versuchen Politik und Krankenkassen, den Ärzten und Psychotherapeuten zu unterstellen, ihnen ginge es nur darum, persönlich mehr verdienen zu wollen. Ich kann diesen Schwachsinn nicht mehr hören!"
Politik und Kassen wüssten ganz genau, unter welchem wirtschaftlichen Druck die Praxen heute stehen. "Angesichts hoher Inflation, steigender Energie- und Personalkosten sowie der weiterhin bestehenden Tatsache, dass ein Großteil der erbrachten Leistungen einfach nicht vergütet wird, ist das Angebot der Kassen, die Versorgungsfinanzierung um 2,1 Prozent zu erhöhen, einfach nur frech", so Afful. Hier werde dem Aussterben ambulanter Versorgungsstrukturen Vorschub geleistet, und die Politik schaue tatenlos zu. Dies sei nicht länger hinnehmbar.
Die KV Hamburg unterstützt ausdrücklich den am 18.08.2023 einstimmig verabschiedeten Forderungskatalog der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder.
Das sind die gemeinsamen Forderungen an die Politik:
- Tragfähige Finanzierung: Retten Sie die Praxen aus den faktischen Minusrunden und sorgen Sie für eine tragfähige Finanzierung, die auch in der ambulanten Gesundheitsversorgung insbesondere Inflation und Kostensteigerungen unmittelbar berücksichtigt!
- Abschaffung der Budgets: Beenden Sie die Budgetierung, damit auch Praxen endlich für alle Leistungen bezahlt werden, die sie tagtäglich erbringen!
- Ambulantisierung: Setzen Sie die angekündigte Ambulantisierung jetzt um – mit gleichen Spielregeln für Krankenhäuser und Praxen!
- Sinnvolle Digitalisierung: Lösen Sie mit der Digitalisierung bestehende Versorgungsprobleme. Sorgen Sie für nutzerfreundliche und funktionstüchtige Technik sowie die entsprechende Finanzierung, und belassen Sie die datengestützte Patientensteuerung in ärztlichen und psychotherapeutischen Händen!
- Mehr Weiterbildung in Praxen: Stärken Sie die ärztliche und psychotherapeutische Weiterbildung! Diese muss – um medizinisch und technisch auf dem aktuellen Stand zu sein – schwerpunktmäßig ambulant stattfinden. Beziehen Sie auch hier die niedergelassene Vertragsärzte- und Psychotherapeutenschaft ein!
- Weniger Bürokratie: Schnüren Sie das angekündigte Bürokratieabbaupaket, damit wieder die Medizin im Vordergrund steht und nicht der „Papierkram“!
- Keine Regresse: Schaffen Sie die medizinisch unsinnigen Wirtschaftlichkeitsprüfungen ab! Die Arzneimittelregresse müssen weg!
Alle Forderungen sowie ein umfangreiches Begleitpapier finden Sie auch unter: https://www.kbv.de/html/praxenkollaps.php
„PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg!“ – Bundesweite Aktion der Kassenärztlichen Vereinigungen
Die KV Hamburg hat diese Pressemitteilung im Rahmen der bundesweiten Aktion aller Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) unter dem Titel „PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg!“ veröffentlicht. Seit dem 7. August veröffentlichen alle KVen gleichlautende Pressemitteilungen in ihren Bundesländern, um auf die akut gefährdete Situation der ambulanten Versorgung aufmerksam zu machen. Hintergrund sind die Finanzierungsverhandlungen auf Bundesebene, die am 9. August gestartet sind. Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Website der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.