Überversorgung in den Städten ist ein Märchen!
Gemeinsame Pressemitteilung der Nord-KVen
(Kassenärztliche Vereinigung Hamburg & Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein)
Die Kassenärztlichen Vereinigungen in Hamburg und Schleswig-Holstein weisen die pauschale Behauptung verschiedener Krankenkassen anlässlich des Kabinettsbeschlusses zum GKV-Versorgungsstrukturgesetz zurück, in den Städten gebe es zu viele Arztpraxen. „Das Märchen, dass die Städte überversorgt seien, hält einem Faktencheck nicht stand“, so Dr. Ralph Ennenbach, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVSH und Walter Plassmann, Vizechef der KV Hamburg.
Beide
wiesen daraufhin, dass sich die Krankenkassen bei ihren Aussagen stets
auf die bisherige Bedarfsplanung bezögen. Diese werde aber gerade durch
das Versorgungsstrukturgesetz abgelöst, weil sie nach Ansicht aller
Experten als Planungsgrundlage ungeeignet ist. „Wer auf Basis einer
Bedarfsplanung, deren offensichtliche Defizite auch von Kassenseite
wiederholt beklagt wurden, überall nur noch Überversorgung sieht, bewegt
sich argumentativ auf dünnem Eis“, so die Vorstände. Die tatsächlichen
Arztzahlen sprechen eine deutlich andere Sprache. So kommt in
Dithmarschen, das nicht als ärztlich überversorgt gilt, ein Hausarzt auf
1453 Einwohner, in Nordfriesland teilen sich rechnerisch 1329 Einwohner
einen Allgemeinarzt.
In
den angeblich überversorgten Städten ist die hausärztliche Versorgung
jedoch keinesfalls besser: So versorgt ein Hausarzt in Kiel im Schnitt
sogar mehr Einwohner als sein Kollege in Nordfriesland, nämlich 1348.
Auf einen Allgemeinmediziner in Lübeck kommen rechnerisch 1404 Einwohner
– nicht viel weniger als in Dithmarschen. Auch in der Metropolregion
Hamburg ist eine Überversorgung nicht erkennbar: Im Kreis Pinneberg
kommen 1698 Einwohner auf einen
Hausarzt. „Wer im hausärztlichen Bereich von einer Überversorgung in
den Ballungsräumen spricht, kennt die Versorgungsrealität nicht. Würden
wir in Kiel und Lübeck, wie von Kassenseite gefordert, Praxen
stilllegen, wäre die Versorgung in Kürze schlechter als an der
Westküste“, warnte der KVSH-Vize.
Plassmann
wies darauf hin, dass auch die Kritik an der höheren Facharztdichte in
den Städten nicht nachvollziehbar sei. So werde gern übersehen, dass die
Facharztpraxen einen weiten Einzugsbereich hätten und eine wesentliche
Rolle für die Versorgung des
ländlichen
Umlandes spielten. Viele Berufstätige würden sich zudem dort ihren Arzt
suchen, wo sie arbeiten – und das sei bevorzugt in den Städten, so
komme mittlerweile jeder dritte Patient in Hamburg aus dem Umland. Wer
Facharztpraxen schließen wolle, müsse seinen Versicherten längere
Wartezeiten und weitere Anfahrtswege erklären, so Ennenbach. „Einerseits
lange Wartezeiten zu monieren, anderseits aber Facharztpraxen in großem
Stil dicht machen zu wollen, passt nicht zusammen“, hielt er den
Krankenkassen vor.
Ihre Ansprechpartner
Kassenärztliche Vereinigung Hamburg/ Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Barbara Heidenreich
Tel.: 040 / 22 802 -534
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein/ Gesundheitspolitik und Kommunikation
Esther Rüggen
Tel. 04551 883 431 | | Mobil 0151 12533855
esther.rueggen@kvsh.de